Samstag, 23. Juni 2007

Soziale Praktiken erzeugen neue Objekte und neue Subjekte

F möchte nun zeigen, dass soziale Praktiken Wissensbereiche erzeugen, die nicht nur neue Objekte, neue Konzepte, neue Techniken hervorbringen, sondern auch gänzlich neue Formen von Subjekten und Erkenntnissubjekten. Auch das Erkenntnissubjekt hat eine Geschichte; auch die Beziehung zwischen Subjekt und Objekt, also die Wahrheit, hat eine Geschichte.
F möchte:
I. zeigen, „wie im 19. Jh. ein bestimmtes Wissen über den Menschen aus den Praktiken der sozialen Kontrolle hervorgegangen ist. Dieses Wissen liess eine vollkommene neue Art von Erkenntnissubjekt entstehen. Die Geschichte der Wissensgebiete in ihrem Verhältnis zu den sozialen Praktiken, aber ohne den Primat eienes ein für alle Mal vorgegeben Erkenntnisubjekts.
II. Diskursanalyse: die Diskursphänomene (alles, was man mit Sprache machen kann) nicht mehr nur unter sprachlichem Aspekt zu betrachten, sondern als Spiele, als games, als strategische Spiele aus Handlungen und Reaktionen, Fragen und Antworten, Beherrschungsversuchen und Ausweichmanövern, das heißt als Kampf.
Der Diskurs ist jenes regelmäßi9ge Ensemble, das auf einer Ebene aus sprachlichen Phänomeme und auf einer anderen aus Polemik und Strategien besteht.
III. Neufassung der Theorie des Subjekts.
Vor zwei oder drei Jh. postulierte die westliche Phil. explizit oder implizit das Subjekt als die Grundlage oder den zentralen Kern jeglicher Erkenntnis, von dem her die Freihiet sich zeigte und sich entfaltete.
Es wäre interessant zu klären, wie sich im Laufe der Geschichte ein Subjekt konstituiert, das nicht ein für alle Mal gegeben ist, das nicht diesen Kern bildet, von dem aus die Wahrheit Einzug in die Geschichte hält, sondern ein Subjekt, das sich innerhalb der Geschichte konstituiert, über einen Diskurs im Sinne eines Ensembles von Strategien, die Teil der sozialen Praktiken sind.
Zwei Geschichten der Wahrheit:
1. Eine interne G der W
Die G der W auf der Basis der Wissenschaftsgeschichte
2. Eine externe G der W
Es gibt in der Gesellschaft Orte, an denen Wahrheit entsteht und gewisse Spielregeln festgelegt werden – Spielregeln, die best. Formen von Subjektivität, bestimmte Objektbereiche und bestimmte Arten von Wissen entstehen lassen. Daraus ergibt sich die Möglichkeit einer anderen, externen Geschichte der Wahrheit.
Die juristischen Praktiken, also die Art und Weise, wie man über Schuld und Verantwortung unter den Menschen urteilte. Praktiken, die zwar geregelt, in der Geschichte aber auch ständig abgeändert wurden, scheinen eine der Formen zu sein, in denen unsere Gesellschaft Typen von Subjektivität definiert hat, Formen von Wissen und damit auch Beziehungen zwischen dem Menschen und der Wahrheit.
Die juristischen Formen und ihre Entwicklung im Strafrecht als Ursprung einer Reihe von Wahrheitsformen. Die so genannte „Enquete“ (Untersuchung) – wie sie die Philosophen des 15. bis 18. Jh durchführten, aber auch Geographen, Botaniker, Zoologen, Ökonomen – ist eine für unsere Gesellschaften recht typische Form von Wahrheit.
Wo hatte die Enquete ihren Ursprung?
Mitten im Mittelalter erscheint die E als Form der Wahrheitssuche im Gerichtsverfahren.
Um genau zu erfahren, wer was wann unter welchen Umständen getan hat, entwickedlte das Abendland die komplexen Techniken der E, die anschließend auch in den Wissenschaften und in der phil. Reflexion eingesetzt werden konnten.
Im 19. Jh. entwickelte man auf der Basis juristischer, gerichtlicher und strafrechtlicher Probleme recht eigentümliche Untersuchungsformen: das Examen. Aus diesen Untersuchungsformen gingen Soziologie, Psychologie, Psychopathologie, Kriminologie und Psychoanalyse hervor.Diese neuen Untersuchungsformen sind in unmittelbarem Zusammenhang mit spezifischen Formen politischer und sozialer Kontrolle entstanden, die mit der Entwicklung der kapitalistischen Gesellschaft am Ende des 19. Jh. aufkamen.

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